600 Brandtote sind zu viel

Feuerwehr-Jahresaktion zu Verhütung von Bränden im Haushalt

Main-Spessart. Jährlich sterben in der Bundesrepublik etwa 600 Menschen an den Folgen von Verbrennungen oder ersticken im Brandrauch. 6.000 werden dadurch verletzt. Die meisten Brände passieren zu Hause. Um die Bevölkerung auf Brandgefahren im Haushalt zu sensibilisieren, über Rauchmelder und das richtige Verhalten bei Bränden zu informieren, führen die Feuerwehren mit ihrem Landesfeuerwehrverband Bayern ab September eine Jahresaktion mit dem Motto „Wir sorgen für Ihre Sicherheit – tun Sie es auch – Ihre Feuerwehr“ durch.

Erst Ende März kam ein zweijähriges Mädchen bei einem Wohnhausbrand in Hettstadt in den Flammen ums Leben. Rauchmelder in dem Haus hätten vielleicht ihren Tod verhindert, hätten die Familie vielleicht früh genug aus dem Schlaf gerissen. Solche schrecklichen Ereignisse möchte der Kreisfeuerwehrverband mit seiner Artikelserie verhindern helfen.

Die unbeaufsichtigte Kerze, das vergessene Essen auf dem Herd, das eingeschaltete Bügeleisen, spielende Kinder die eine Herdplatte einschalten oder einen heißen Topf vom Kochfeld ziehen, ein Raucher im Bett, Spiritus als Grillanzünder, Elektrogeräte im Standby-Betrieb sind beispielsweise die Brandursachen und Auslöser für rund 3.800 Wohnungsbrände zu denen die Feuerwehren Bayerns jährlich ausrücken müssen. „Viele der rund 600 Brandtoten könnten noch Leben, wenn in der Wohnung ein Rauchmelder installiert gewesen wäre“, sagt Kreisbrandrat Gerhard Kümmel. Ein Rauchmelder schlägt Alarm, wenn es zu einer Rauchentwicklung kommt. Wertvolle Minuten können gewonnen werden, um sich in Sicherheit zu bringen. „Viele meinen wenn es brennt, bleiben mehr als zehn Minuten um die Wohnung zu verlassen“, warnt Kreisbrandrat Gerhard Kümmel. Unter Umständen ein tödlicher Irrtum: Durchschnittlich bleiben nur vier Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen. Eine Rauchgasvergiftung kann bereits nach zwei Minuten tödlich sein.

Die Höhe der Brandschäden erreicht unter anderem inzwischen fast 4 Mrd. Euro, Tendenz steigend. Ein Großteil dieser schlimmen Ereignisse werden in 31 Prozent der Fälle durch Elektrizität und in 19 Prozent durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst. „Durch Unwissenheit und falsches Verhalten werden in vielen Fällen die Brandfolgen verschlimmert“, erklärt Kreisbrandrat Gerhard Kümmel (Rechtenbach).

Der erste Schritt nach der Entdeckung eines Brandes ist es die Türe zum Brandraum zu schließen und die Feuerwehr über den europaweiten Notruf 112 zu verständigen. Nach Möglichkeit eine genaue Ortsbeschreibung und eine Einschätzung der Lage liefern. Einen kühlen Kopf und Ruhe bewahren ist oberstes Gebot. Betroffene Personen warnen und ggf. Verletzte und Hilflose mitnehmen und unterstützen. Im Hinterkopf behalten: Kinder in Panik verstecken sich gerne. Keine Aufzüge benutzen.

Eine immer noch unterschätzte Gefahr ist die Rauchentwicklung. Rauchvergiftungen machen etwa 80 Prozent der Todesursachen bei Bränden aus. Deshalb sollte man bei verrauchten Treppenhäusern und Korridoren im Zimmer bleiben, Türen abdichten und sich am Fenster bemerkbar machen bis die Feuerwehr eintrifft. Ist eine Flucht durch den Rauch unumgänglich, sorgt die Fortbewegung am Boden für eine bessere Sicht. Eigene Löschversuche nur durchführen, wenn eine eigene Gefährdung ausgeschlossen werden kann. Im Ernstfall gilt: Personenrettung steht vor Brandbekämpfung. Wertvolle Sekunden können gewonnen werden, indem die Feuerwehr eingewiesen und vor dem Haus in Empfang genommen wird.

Ein großes Anliegen der Feuerwehren des Landkreises Main-Spessart ist es, schon im Kindergarten und im Vorschulalter, später in den Schulen auf die Gefahren des Feuers und das richtige Verhalten im Brandfall spielerisch hinzuarbeiten. Viele Feuerwehren führen bereits über Jahrzehnte Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen durch.

„Mit der Feuerwehr-Jahresaktion 2008/2009 möchten die Feuerwehren auf die Brandgefahren die im Haushalt lauern hinweisen und dazu beitragen, dass es künftig weniger Brände mit weniger Toten und Verletzten gibt“, erklärt Kreisbrandrat Gerhard Kümmel. „Ein wesentlicher Beitrag hierzu würde die flächendeckende Installation von Rauchmeldern leisten“, ist sich Kreisbrandrat Kümmel sicher. Von den politischen Gremien fordern die Feuerwehrverbände eine Rauchmelderpflicht für Wohnungen. jk

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